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Hot Dogs -Sie gelten als „das typisch dänische Essen“. (Foto: Andreas Lerg)
Dette og det

Was ist „typisch Dänisch“? Hör bloß auf mit Hotdogs!

Deutsche essen den ganzen Tag Bretzel und Sauerkraut, alle Männer tragen immer Lederhosen und alle Frauen ausschließlich Dirndl. So beschrieb Mrs. Groh, die Deutschlehrerin von Jeff, meinem Austauschschüler in Dover, Ohio (USA), mitte der 1980er Jahre ihren Schülern, was „typisch Deutsch“ und bei uns quasi gelebter Alltag ist. Jeff sagte immer, die einzige Verbindung seiner Deutschlehrerin zu Deutschland sei ihr deutscher Schäferhund.

Klischees und Stereotype gibt es im Prinzip über jedes Land. So auch über Dänemark. Und so wie wir in Deutschland nicht täglich Lederhose oder Dirndl tragen und uns ausschließlich von verknoteten Laugengebäck und vermentiertem Weißkohl ernähren, so sind auch diverse Klischees über Dänemark entweder maßlos übertrieben oder schlicht und ergreifend falsch. Der gängigste Tummelplatz solcher Klischees sind heutzutage die sozialen Medien, allen voran Facebook. Dort, wo die einen Fragen zu Land und Leuten stellen und die anderen ein buntes Sortiment an Klischees und Stereotypen als Antworten parat haben.

Daher will ich in diesem Kapitel einmal einige der gängigsten Klischees auf ihren Wahrheitsgehalt und ihren Bestand abklopfen. Ich will dabei einige der vermutlich nervigsten Fragen über das Land vorstellen und die typischen dümmsten Antworten kritisch beleuchten. Dieses Kapitel kann nur einen Ausschnitt zu diesem Thema zeigen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem ist es durch meinen subjektiven Eindruck und meine Erlebnisse geprägt, erhebt also keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit.

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Was kann man denn in Dänemark typisches essen?

Oft fragen Leute, die noch nie in Dänemark waren, genau das: „Was kann man denn in Dänemark typisches essen?“ In acht von zehn Fällen, in denen diese Frage gestellt wird, kommt die immer gleiche Antwort: „Hotdogs“ oder „Hotdogs mit røde Pølser“. Dieses Fast Food bestehend aus länglichen, oft labbrigen und weitgehend geschmacklosen Weißbrothälften mit den knallroten Bockwürstchen, die dann mit Remoulade, Gurken, Röstzwiebeln und solcherlei Belag hoffnungslos überladen werden. Genau das wird dann in diesem Klischee als die typisch dänische Nationalspeise verkauft.

Sorry, aber hört mir bloß auf mit Hotdogs! Genau so wenig, wie wir Deutschen ununterbrochen Bretzel und Sauerkraut essen, so wenig essen die Dänen tagein, tagaus Hotdogs. Sicher, es gibt vor allem in den größeren Städten und in Touristen-Regionen die Pølsevogn also „Wurstwagen“ und Imbiss-Stände. Der erste Pølsevogn ist zudem erst Anfang der 1920er-Jahre in Dänemark unterwegs gewesen. Die Dinger mögen sich als das am weitesten in Dänemark verbreitete Fast Food auch einer großen Beliebtheit erfreuen.

Aber Hotdogs sind definitiv nicht „das“ typisch dänische Essen, sondern nichts anderes als ein Klischee. Das einzige, was die dänische “heißen Hunde” von denen in vielen anderen Ländern, beispielsweise USA, unterscheidet, sind die leuchtend roten Würstchen und die sehr leckere dänische Remoulade. Aber noch mal, dieses Fastfood ist nichts typisch Dänisches und auch geschmacklich nichts Besonderes. Diese Brötchen mit Wurst sind wie schon gesagt eben einfach nur dänisches Fast Food. Dass diese Dinger als typisch dänisches Essen gelten, ist meiner Meinung nach eher dem Tourismus-Marketing geschuldet.

Kennst Du schon mein Dänemark-Quiz?

Das echte und wirklich typisch dänische Essen ist unglaublich vielfältig. Ob Smørrebrød, Frokost, Syld, Fleisch und vor allem auch Fisch in diversen Darreichungsformen. Ob Süßes wie Æblekagen, Gulerødskagen, Wienerbrød und viele andere leckere und tatsächlich typisch dänische Speisen. Die dänische Küche ist vielfältig, gerne deftig, kalorienreich und richtig lecker. Wenn wir bedenken, dass beispielsweise das Restaurant „Noma“, eines von beinahe 20 Sterne-Restaurants in Kopenhagen, mehrfach als das beste Restaurant der Welt gekürt wurde, dann kann man sich denken, das dort und in anderen guten dänischen Restaurants garantiert keine Hotdogs auf der Speisekarte stehen.

Schauen wir uns exemplarisch ein wirklich typisches, wirklich beliebtes, wirklich leckeres und traditionell dänisches Gericht an: Stjerneskud. Das Wort bedeutet Sternschnuppe und warum das im Folgenden beschriebene spezielle Smørrebrød auf diesen Namen hört, konnte ich bislang nicht klären. Smørrebrød bedeutet wörtlich übersetzt Butterbrot. Und doch ist ein Smørrebrød weit mehr als eine Stulle mit Butter und „ein bisschen was drauf“. Ein gutes dänisches Smørrebrød kann eine ganze Hauptmahlzeit ersetzen. Das wird ganz deutlich, wenn ich Dir den „Aufbau“ von Stjerneskud beschreibe.

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Auf einer großen Scheibe gebuttertem Rugbrød (Roggenbrot), manchmal auch Weißbrot, liegt zunächst mindestens ein, meist aber zwei panierte Schollenfilets. Darauf drapiert werden Salat, mehrere Stangen Spargel, Mayonnaise, Remoulade oder Cocktailsoße und dann reichlich Krabben. Gerne wird dabei noch etwas variiert. Mal wird etwas Kaviar oben als Garnitur drauf drapiert, manch ein Restaurant packt ein oder zwei Scheiben Räucherlachs dazu. Wo wir in Deutschland ein Butterbrot in die Hand nehmen und futtern, ist dieses Gebirge auf dem Teller nur noch mit Messer und Gabel zu bewältigen. Das Stjerneskud-Smørrebrød ist auch kalorientechnisch üppig, unglaublich lecker, sättigend und eines von vielen tatsächlich typisch dänischen Gerichten! Also noch mal: Hör mir bitte auf mit diesen Hotdogs.

Kann man denn überall in Dänemark mit Euro bezahlen?

Die dänische Landeswährung ist die Krone. Und damit bezahlt man auch. Basta! (Foto: Andreas Lerg)
Die dänische Landeswährung ist die Krone. Und damit bezahlt man auch. Basta! (Foto: Andreas Lerg)

Das ist eine der besonders häufigen und typisch dummen Fragen, die vor allem in entsprechenden Gruppen auf Facebook & Co über unser Nachbarland gestellt werden. Verfolgt man dann die jeweiligen Diskussionen wird eines klar: Viele, die nicht nur diese Frage sondern vor allem auch den Anspruch stellen, überall und immer in Land der Dänen mit dem Euro zu zahlen, haben eine ganz bestimmte Vorstellung von „typisch Dänemark“. Nämlich die, das Dänemark weniger ein eigenständiges und souveränes europäisches Land ist, sondern eher ein einziger großer Ferienpark, der ausschließlich für Touristen und deren Bedürfnisse da ist.

Das Land wird gewissermaßen als eine Art Ferieninsel mit allumfassenden Dienstleistungen für Touristen betrachtet, bei der Gäste selbstverständlich den Anspruch haben, ganz nach Wunsch alles in Euro zu zahlen. Entsprechend empört reagieren dann viele dieser Diskutierenden, wenn erklärt wird, das man längst nicht überall mit Euro bezahlen kann und dort, wo das doch akzeptiert wird, das Wechselgeld dann in dänischen Kronen ausbezahlt wird.

Das Dänemark sich als souveränes europäisches Land entschieden hat, bei seiner Landeswährung zu bleiben und nicht der Währungsunion und damit dem Euro beizutreten, will vielen einfach nicht in den Kopf. Ebenso wenig wollen diese Personen verstehen und einsehen, dass es absolut das Recht dänischer Händler und Läden ist, auf die Zahlung in ihrer Landeswährung zu bestehen. Genauso ist es einfach unanständig respektlos, wenn man als Besucher des Landes erwartet oder sogar darauf besteht, diese Landeswährung ignorieren und in Euro zahlen zu dürfen, so als wäre das Land eher eine Art Filiale von Deutschland oder Europa. Was würde wohl gelästert, wenn ein US-Bürger fordert, in Deutschland im Supermarkt, Restaurant und Kaufhaus immer und ganz selbstverständlich mit US-Dollar bezahlen zu können. Da würde jeder sagen, dass der sich gefälligst die Landeswährung besorgen soll.

Während Deutschland und andere EU-Staaten sich für den Euro als Landeswährung entschieden haben, ist Dänemark wie schon gesagt diesen Weg eben nicht mitgegangen und bei seiner ursprünglichen Landeswährung geblieben. Wenn Duin den Diskussionen diesen Leuten dann erklärst, dass man seit weit über 20 Jahren völlig problemlos an jedem Geldautomaten im Land mit seiner deutschen EC-Karte dänische Kronen abheben kann, wird das meist mit fadenscheinigen Ausflüchten wie „Bankgebühren“ oder „Wechselkurs“ abgetan. Dabei dürfte dieser Wechselkurs um einiges schlechter sein, wenn man in einem dänischen Supermarkt mit Euro bezahlt und das Restgeld in Kronen bekommt. Also: Die Landeswährung ist die dänische Krone. Und in der bezahlt man auch! Basta.

Kann man in Dänemark überhaupt noch einkaufen, wenn die Saison vorbei ist?

„Hallo, wir wollen im November nach Hvide Sande (tausche Ort oder Region nach Belieben aus) fahren. Kann man in Dänemark dann überhaupt noch was einkaufen, wenn die Saison vorbei ist?“ Das ist eine weitere dieser ebenso dummen wie überflüssigen Fragen der Kategorie „typisch Dänemark“. Diese Frage fußt vor allem auf dem arroganten Irrglauben, das Dänemark wie schon erwähnt tatsächlich eher ein gigantischer Ferienpark und kein europäisches, eigenständiges Land ist. Auch hier zeigen entsprechende Diskussionen in den sozialen Medien, dass es wirklich Menschen gibt, die denken, dass zumindest in den Ferienregionen des Landes die Bürgersteige hochgeklappt und die Lichter ausgeschaltet werden, sobald nach der Hauptsaison im Spätsommer die Touristenströme abgeebbt sind.

Das aber tatsächlich auch eine einheimische Bevölkerung vor Ort lebt, das sogar rund ums Jahr und das diese Menschen eben auch rund ums Jahr einkaufen oder auch abends ausgehen, scheint so manchem Zeitgenossen nicht einzuleuchten. Die hinter dieser Frage stehende Denke „wenn wir Touristen weg sind, ist da ja nichts mehr los“ ist ebenfalls ein falsches Klischee. Mag sein, dass das Leben gerade in den Regionen, die im Sommer von Touristen überrannt werden, etwas ruhiger und beschaulicher wird. Aber es kommt eben nicht zu Stillstand! Und in der Tat kann man dort auch immer einkaufen.

Dänen gehen abends nicht in Restaurants

Eine weitere Ausprägung dieser soeben besprochenen Frage ist, dass man abends angeblich kaum irgendwo ausgehen und auswärts essen oder etwas trinken kann, weil alle Restaurants und Kneipen abends zu hätten. Im Sommer 2021 verlief eine Diskussion auf Facebook dazu wie folgt: In einem Beitrag ging es darum, warum im Juni 2021, kurz nach dem Abklingen der dritten Corona-Welle, in manchen Ferienorten – konkret ging es um Henne Strand – noch viele Geschäfte, vor allem aber Restaurants und Kneipen sehr früh am Abend schließen. Um nicht mal 20 Uhr war dort in dieser Ferienhochburg Henne Strand quasi alles zu und wie ausgestorben. Ein Mitglied der Gruppe kommentierte daraufhin (wortwörtlich übernommen):

„Denke daran, du bist in Dänemark. Dort sind die Menschen “Hygge”. Ihnen ist es wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen. Abends essen gehen ist in DK übrigens fast überall eher schwierig, das ist dort einfach nicht so üblich.“

Da wird also gesagt – oder besser geglaubt: Weil die Dänen „Hygge“ sind und gerne Zeit mit ihrer Familie verbringen – was durchaus zutrifft – gehen sie abends quasi nicht zum Essen in ein Restaurant oder überhaupt aus, sondern bleiben zu Hause. Es sei „eher schwierig“ und „einfach nicht so üblich“. Der Däne als „Hygge-Stubenhocker“?

Diese Aussage ist natürlich hanebüchener Blödsinn! Und wie die Dänen abends essen gehen und ausgehen! Ich war in den letzten 15 Jahren in sehr vielen Regionen Dänemarks zu Gast und unterwegs. Und ich war oft abends auswärts essen. Das war absolut nicht „eher schwierig“. Vor allem auch außerhalb der typischen Urlaubssaison, also in Zeiten, wo die Dänen auch in den Ferienhochburgen eher unter sich sind. Aber auch in den Regionen, die eher nicht als Touristenzentren gelten, siehst Du das gleiche Bild. In den Restaurants war und ist immer Betrieb und ich rede nicht von Touristen, sondern Einheimischen, denn abends zum Essen auszugehen, ist dort in der Tat ganz normal! Denn man kann mit der Familie auch hyggelig im Restaurant sitzen und genau das sieht man auch. Familien oder auch Freunde, die zusammen etwas essen oder trinken und „Hygge unterwegs“ genießen.

In meinen „jüngeren Jahren“ war ich im Dänemark-Urlaub gerne in Dorf-Discos, wo bis zum Morgengrauen gefeiert wurde. Und wenn ich so mitbekomme, was unsere Verwandtschaft in Kopenhagen so berichtet oder selbst auf Instagram und Facebook postet, dann wird eines deutlich: Das Dänen „Hygge-Stubenhocker“ sind, die sich mit ihren Familien daheim einigeln und das „Abends essen gehen ist in DK … dort einfach nicht so üblich“ ist so ein typisches und vor allem vollkommen falsches Klischee.

Nimm Dir Essen und Getränke aus Deutschland mit, in Dänemark ist alles extrem teuer.

Oft bekommt man genau diesen Tipp. Weil in Dänemark alles so teuer sei, sollte man sich alle oder zumindest bestimmte Lebensmittel und Getränke aus Deutschland mitnehmen. Ein echt gute Tipp … zumindest wenn wir noch in den 1970er Jahren leben würden. Tun wir aber nicht!

Dennoch wird dieses „in Dänemark ist alles sehr viel teurer“ auch heute noch als typisch Dänisch propagiert. Wenn Du in einem Supermarkt in Dänemark einen durchschnittlichen Warenkorb füllst, ist der vielleicht etwas teurer, als ein vergleichbarer Warenkorb in Deutschland. Ausführlich habe ich das hier im Buch beschrieben. Hier mal zwei aktuelle Beispiele aus dem Dezember 2021. Eine Kiste Bier kostet in einem dänischen Supermarkt im Schnitt zwischen 110 und 130 Kronen, also zwischen 14 und 17 Euro. Wenn wir Billigplörre und Sonderangebote – die es auch in Dänemark gibt – außen vor lassen, dann kostet eine Kiste Bier in Deutschland genau das Gleiche.

Ein anderes Beispiel sind Benzinpreise: In den 1980er- und 1990er-Jahren haben wir immer vor der dänischen Grenze noch mal bis hinten gegen vollgetankt, weil der Sprit in Dänemark immer eklatant teurer war, als in Deutschland. Ende November 2021 habe ich vor der Reise nach Dänemark in Deutschland Benzin für 1,67 Euro pro Liter Super E10 getankt. In Dänemark habe ich in der zweiten Urlaubswoche dann für 12,19 Kronen, umgerechnet 1,64 Euro pro Liter getankt. Noch Fragen?

Das Dänemark im Vergleich zu Deutschland „extrem teuer“ ist, gilt schon seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Manche Dinge des täglichen Lebens mögen geringfügig teurer sein, andere kosten des gleiche und wieder andere sogar weniger. Lebensmittel und Getränke selbst zu „importieren“ ist also völliger Blödsinn und unnötig. Es gibt einfach alles, was man braucht, auch in Dänemark. Und mal ehrlich: Selbst wenn manche Dinge ein paar Prozent teurer sind, man ist hier für zwei, vielleicht drei Wochen in Urlaub. Also ist dieser Preisunterschied nicht nur marginal, sondern vor allem auch völlig egal!

Damit nicht genug, denn in Dänemark kannst Du auch richtige Schnäppchen machen. Schickes dänisches Design, ob Möbel und Wohn-Accessoires oder beispielsweise auch Besteck und Geschirr, bekommst Du in Dänemark oft günstiger als bei einem Händler in Deutschland.

Dänen haben alle um 16 Uhr Feierabend

Tatsächlich können wir in Deutschland uns bei den Dänen in Sachen Work-Life-Balance einiges abschauen! Wo die Deutschen leben um zu arbeiten, ist es in Dänemark anders herum. Dort wird gearbeitet, um zu leben. Auch das habe ich hier im Buch an anderer Stelle ausführlich beschrieben, daher will ich hier nur kurz gefasst auf dieses weitere Klischee von „typisch Dänisch“ eingehen.

Nein die Dänen machen nicht alle um 16 Uhr „kollektiv“ Feierabend. Mag sein, dass sich dann die Büros und Produktionshallen leeren. Aber es gibt dennoch genug Dänen, die auch nach 16 Uhr arbeiten, die Schicht arbeiten oder an Wochenenden arbeiten. Das will ich hier nur an einem einzigen Beispiel darstellen. In Dänemark haben die Supermärkte an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Du kannst auch sonntags noch bis mindestens 19 Uhr deine Lebensmittel und den täglichen Bedarf kaufen. Da sitzt nicht nur jemand an der Kasse, auch die Regale werden aufgefüllt. Und auch in Krankenhäusern legt die Pflegerin nicht freitags um 16 Uhr den letzten Katheter und sagt dann zum Patienten „Tschüss, wir sehen uns Montag wieder“.

Bei den Dänen sind Gesundheitssystem, Bildung und so weiter alles kostenlos.

Gerade wenn es darum geht, bei uns in Deutschland Politik-Bashing zu betreiben und zu behaupten, wie schlecht und übel bei uns doch alles sei, wird gerne Dänemark als leuchtendes Beispiel angeführt. Da heißt es dann, dass in Dänemark das Gesundheitssystem, das Bildungssystem, die soziale Versorgung und alles mögliche andere für alle kostenlos ist und der Staat seine Bürger allumfänglich versorgt.

Lesenswert: Dänemark – Gekommen um zu bleiben – eine Buchrezension

Das ist wieder eines dieser „typisch Dänemark-Klischees“ aber eben nur die halbe Wahrheit. In der Tat ist die soziale Versorgung der Bevölkerung in Dänemark sehr gut und umfangreich. Aber sie ist alles andere als kostenlos! Die Dänen finanzieren diesen gut aufgestellten Sozialstaat mit sehr hohen Steuern. In kaum einem anderen europäischen Land zahlen die Arbeitnehmer so hohe Einkommenssteuern, wie eben in Dänemark. Die Mehrwertsteuer beträgt 25 Prozent und es gibt auch keinen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf bestimmte Waren wie beispielsweise Lebensmittel.

Doch die aller meisten Dänen begrüßen sogar, dass sie hohe Steuern bezahlen, eben weil sie dadurch diese umfangreiche und gute soziale Versorgung sicherstellen. Wenn diese soziale Absicherung also „typisch Dänisch“ ist, dann müssen dabei die „typisch dänischen“ hohen Steuern im selben Atemzug genannt werden.

Dänen (und Schweden) sind alle blond

Nein. Sie sind nicht alle blond. Definitiv nicht.

Zerrbild von Dänemark auf Facebook & Co

Wie Du an den vorgenannten Beispielen siehst, über Dänemark gibt es viele Klischees. Alle dänischen Frauen sind blond, schlank und schön und alle Männer sehen aus wie Wikinger und haben ebenfalls blondes Haar und lange volle Bärte, um nur eines dieser Klischees zu benennen. Und wie zu Beginn dieses Kapitels schon erwähnt, gerade soziale Medien wie Facebook tragen oft dazu bei, solche Klischees und Zerrbilder zu stärken. So gibt es auf Facebook auch verschiedene Dänemark-Fangruppen und in diesen findet man sehr viele dieser Stereotype wieder, die dort von den Dänemark-Fans und so manchem selbst ernannten Experten verbreitet werden. Einige Beispiele habe ich dir hier ausführlicher vorgestellt. Aber neben diesen „typisch Dänisch-Dingen“ wabern da auch andere Vorstellungen herum.

Ein weiteres Klischee, das sich in solchen Fan-Gruppen stark niederschlägt, ist so ein zuckersüßes „Heile-Welt-Bild“ von Dänemark. Also die Vorstellung, dass ganz Dänemark so ist, wie die Leute es mal in einem Urlaub erlebt haben. Alles ist toll, Hygge, schön, gut. Es gibt keine Probleme, nichts Böses, nichts Schlechtes, nichts Alltägliches und vor allem nichts zu kritisieren.

Dieses Zuckerwatte-Bild wird gerade in diesen Communitys auf den sozialen Medien gepflegt und vehement verteidigt. Sobald dort jemand etwas berechtigt kritisches über Dänemark schreibt oder vielleicht einen Link zu einem Zeitungsartikel postet, in dem es um Probleme oder richtig unschöne Dinge in Dänemark geht, bricht in den Kommentaren meist Shitstorm über denjenigen herein, der da mit seinem Beitrag an diesem Heile-Welt-Bild zu kratzen wagt. Da wird sehr schnell der Bereich der sachlichen Argumente verlassen und es wird polemisiert, beschimpft, beleidigt.

Eben die typischen Reaktionen auf Facebook & Co, wo ja bei immer mehr Themen nicht mehr diskutiert sondern nur noch polemisiert wird. Kritik an Dänemark ist in diesen Gruppen jedenfalls in der Regel nicht erwünscht. Das Traum- und Trugbild vom perfekten Dänemark soll ungestört bleiben und wird daher mit Klauen und Zähnen verteidigt. Manchmal auch, indem die Moderatoren der Gruppe so einen Beitrag löschen.

Dabei ist es gar nicht schwer, sich ein realistisches Bild über Dänemark zu machen, wenn Du bei einer Reise eben auch Land und Leute besuchst und diese kennenlernst. Wenn Du dich umschaust, das Land mit allen Facetten erlebst, mit Dänen ins Gespräch kommst und nicht einfach nur 14 Tage stumpf am Strand liegst und Röstaromen ansetzt – oder es bei dem wechselhaften Wetter in Dänemark zumindest versuchst. Oder indem Du nur die typischen Touristenattraktionen abklapperst und auf Deiner To-do-Liste abhakst. Nicht missverstehen, auch das am Strand liegen und in der Sonne aalen geht wunderschön in diesem Land – zumindest im Sommer – und wer das möchte, soll das gerne tun.

Aber das ist eben längst nicht alles, was Dänemark so wunderschön und liebenswert macht. Dänemark hat sehr viel zu bieten und ist ein schönes und tolles Land. Aber Dänemark ist wie jedes andere Land in der EU eben auch ein „ganz normales“ Land, in dem es eben auch Alltägliches und auch die eine oder andere Schattenseite gibt.

Was denkst Du?

Wie ist Deine Meinung zu diesem Thema? Was ist für dich „untypisch typisch Dänisch“ und was ist tatsächlich typisch Dänisch? Lass es mich wissen und schreib mir.

Anmerkung: Das hier ist ein Kapitel aus meinem Buch, dass ich derzeit über Dänemark schreibe. Daher findest Du im Text Hinweise in der Art von „wie ich hier im Buch an anderer Stelle beschrieben habe“.

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