Das Springeren Maritime Experience Center in Aalborg
In Aalborg, der viertgrößten Stadt Dänemarks, kannst Du vieles tun und erleben. Auch im Winter, in der kalten Jahreszeit. Ich möchte Dir heute mal das Marine-Museum „Springeren Maritime Experience Center“ empfehlen und vorstellen. Das kleine aber feine Museum liegt in der „Vestbyen“, also der Weststadt von Aalborg am dortigen Yachthaven, dem „Skudehavn“ im Vestre Fjordvej 81.
Das Schöne an diesem wie schon gesagt kleinen aber feinen Museum ist nicht nur, dass es rund ums Jahr offen ist, also nicht etwa außerhalb der Saison oder über den Winter schließt, sondern eben immer täglich offen hat. Das Schöne ist vor allem auch, dass es so klein ist, dass Du es bequem auch als Familie mit Kindern in drei bis vier Stunden besichtigen und erleben kann und eben nicht einen kompletten Tag brauchst, um durch ein gigantisches Museum zu hetzen am dann doch nur die Hälfte gesehen zu haben.
Gleichzeitig ist es so fein, dass Du dich umfassend über die Geschichte der dänischen Seefahrt von der Zeit der Segelschiffe über die Entwicklung der Handelsschifffahrt bis zur modernen Seefahrt informieren kannst. Du erfährst viel über den Schiffbau in Dänemark und die einstige Werft in Aalborg, die bis zur Schließung 1988 größter Arbeitgeber der Stadt war.
Modelle, Dioramen und weitere Ausstellungsstücke zeigen diverse Themen
Zahlreiche liebevoll gebaute und gestaltete Modelle und Dioramen zeigen eindrucksvoll, wie sich die Entwicklung der Seefahrt vollzogen hat. Alles ist in Dänisch, Deutsch und Englisch beschriftet. Eine große Vitrine stellt eine historische Schiffswerft dar, auf der ein Segelschiff entsteht. Andere Vitrinen enthalten Modelle von historischen und modernen Schiffen, die in Dänemark gebaut wurden. Auch das Schicksal der Titanic wird in einem Ausstellungsbereich dargestellt. Die nachfolgende Diaschau zeigt Dir nur einen kleinen Ausschnitt der diversen Modelle, Dioramen und der damit dargestellten Themen.
Spannend sind auch viele Ausstellungsstücke, die aus diversen Epochen stammen. Da sind alte Funkgeräte, nautische Instrumente, Rettungsmittel aber auch ein komplettes „Kontor“ (Büro) einer Reederei und vieles mehr. So werden dort beispielsweise zwei originale Druckkammern ausgestellt, die zur Dekompression nach langen Tauchgängen und zur Behandlung der Taucherkrankheit eingesetzt wurden.
Spannend ist auch der Schiffssimulator, der in der Brücke eines ehemaligen Fischtrawlers untergebracht ist. Hier kannst Du selbst das Steuer in die Hand nehmen und ein Schiff mit zwei Maschinen und einem Bugstrahlruder steuern und durch den Aalborger Hafen navigieren. Der große Bildschirm in der Mitte zeigt Dir den Blick aus dem Fenster. Der Monitor links die Daten der Maschine und Ruderanlage. Rechts siehst Du Deine Position auf einer digitalen Seekarte.
Springeren – das namensgebende U-Boot
Besonders spannend sind die „großen Ausstellungstücke“ auf dem Freigelände. Das wäre zunächst das Torpedo-Schnellboot SØBJØRNEN. Das wurde 1964 in England gebaut und war bis 1989 bei der dänischen Marine im Einsatz. Es wurde mit drei Rolls Royce Gasturbinen mit insgesamt 12.600 PS angetrieben und war über 50 Knoten, also 95 Km/h schnell. Das Boot und seine zwei Schwesterschiffe waren mit vier Torpedorohren und Maschinenkanonen bewaffnet.
Die Taktik dieser Boote war, nachts mit sehr hoher Geschwindigkeit auf ein Ziel zuzurasen, die Torpedos abzufeuern und sofort wieder von dannen zu eilen. Es waren also keine langwierigen Seeschlachten sondern schnelle und gezielte Überraschungsangriffe. Als ich am Freitag, dem 10. Dezember 2021 im Museum war, war das Boot ausnahmsweise geschlossen, denn Schnee und Eis an Deck sorgten für massive Rutsch- und damit Unfallgefahr.
Der „Star“ der Exponate ist aber das dänische Marine-U-Boot „Springeren“, dass auch der Namensgeber des Museums geworden ist. Bei meinem ersten Besuch im Museum vor circa 10 Jahren hieß es noch Marinemuseum Aalborg. Heute heißt es eben „Springeren Maritime Experience Center“. Das U-Boot war von 1964 bis 1989 in der dänischen Marine im Einsatz. Die Springeren und ein Schwesterschiff gehörten zur Delphin-Klasse und waren die letzten beiden U-Boote, die in Dänemark entwickelt und auf der königlichen Werft in Kopenhagen (mittlerweile geschlossen) gebaut wurden.
Die Delphin-Klasse und damit auch die Springeren waren Küsten-U-Boote, die in dänischen Gewässern und der baltischen See zum Einsatz kamen. Aber sie waren auch bei Nato-Manövern im Atlantik beteiligt. Die nachfolgende Diaschau nimmt dich mit an Bord, kann aber natürlich das echte Erlebnis nicht ersetzen.
Die Boote der Delphin-Klasse hatten eine Verdrängung von 575 Tonnen an der Wasseroberfläche und 646 Tonnen im getauchten Zustand. Sie waren 53,9 Meter lang, 4,7 Meter breit und hatten einen Tiefgang von 4,2 Metern ohne den Turmaufbau gerechnet. Die Periskop-Tauchtiefe lag bei 11 Metern und die maximale Tauchtiefe in Friedenszeiten waren 100 Meter. In Kriegszeiten konnten die Boote maximal auf 200 Meter abtauchen. Das in Friedenszeiten bei 100 Metern Schluss war, lag daran, dass die Korrosion und der Verschleiß in größeren Tauchtiefen größer war.
Angetrieben wurde das Boot mit zwei Propellern konventionell, also mit zwei Dieselmaschinen bei der Fahrt über Wasser und mit zwei Elektromotoren bei der Unterwasserfahrt. Über und unter Wasser fuhr die Springeren maximal 16 Knoten schnell, was knapp 30 Km/h entspricht. Mit einem ausfahrbaren Schnorchelsystem konnte bei einer Fahrt knapp unter der Wasseroberfläche auch im getauschten Zustand mit den Dieselmaschinen gefahren werden. Die Springeren hielt einen Rekord bei der Tauchfahrt von 29 Tagen Dauer. 29 Tage eng aufeinander hocken in dieser engen Röhre ohne mal „nach oben an die frische Luft zu können“, da musste die Besatzung Disziplin haben und „sich mögen“.
Bewaffnet war die Springeren mit vier Torpedorohren, die aber nicht nummeriert, sondern mit russischen Vornamen beschriftet waren. Das war dem Humor der dänischen Besatzung geschuldet, die es witziger aber auch einfacher fand, statt „Nummer 1 abfeuern“, „Nummer 2 abfeuern“ eben „Olga abfeuern“ oder „Ivan abfeuern“ zu sagen.
Auf dem Außengelände gibt es zahlreiche weitere große Ausstellungstücke zu sehen. Von Kanonen über Wasserbomben-Wurfapparate bis hin zu Bojen, Seezeichen und einem kleinen Modellstätdchen. In einer Halle finden sich weitere große Ausstellungsstücke. Beispielsweise der Alouette-Hubschrauber der Seenot-Rettung, ein ehemaliges Beiboot der königlich dänischen Staats-Yacht oder eine Segeljolle, die Königin Margarethe II und ihre Schwester als Teenager geschenkt bekamen und für Segeltouren nutzten.
Springeren Maritime Experience Center
Wie Du siehst, das Maritime Experience Center in Aalborg (https://springeren-maritimt.dk/en/) ist einen Besuch wert. Der Eintritt ist auch moderat. Erwachsene bezahlen 90 Kronen (12 Euro), Kinder ab 6 bis 14 zahlen 50 Kronen (6,70 Euro) und Kinder unter sechs sind frei. Diese Preise entsprechen dem Stand Dezember 2021. Wie schon gesagt, hat das Museum das ganze Jahr und jeden Tag der Woche auf. Nur an Weihnachten und Silvester ist es geschlossen.