Donald Trump will Grönland kaufen – schon wieder
“Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind“. Mit dieser Aussage auf seiner social Mediaplattform Truth Social und in einem Video hat Donald Trump kurz vor Weihnachten gesagt, dass er Grönland haben und deshalb kaufen will. Der gewählte aber noch nicht einmal im Amt befindliche nächste Präsident der USA schreibt in letzter Zeit ja viel in dieser Hinsicht. Den Panamakanal will er auch übernehmen und Kanada soll doch bitte am besten freiwillig der 51 Bundesstaat der USA werden.
Er schreibt zwar, dass „die USA der Ansicht sind“, das der Besitz und die Kontrolle von Grönland unverzichtbar seien. Aber tatsächlich ist er es doch selbst, der hier seinen Größenwahn auslebt. Das bringt uns zur Frage: Was soll der Scheiß? Dieser Blogbeitrag ist die Textfassung dieses Videos:
Dänemark hat seinem Ansinnen bereits eine Absage erteilt. Die zweite übrigens, denn in seiner ersten Amtszeit wollte er 2019 den Dänen Grönland schon mal abkaufen. Also, Dänemark hat ihn erneut abblitzen lassen. Als ich all das vor ein paar Tagen gehört habe, dachte ich mir „Hey Donald, was soll der Scheiß?“ Also versuchen wir doch mal genau dieser Frage nachzugehen.
Die wichtigsten Fakten zu Grönland
Zunächst ganz schnell die wichtigsten Fakten zu Grönland, damit wir wissen, wovon wir hier reden. Die größte Insel der Welt, gehört politisch zu Dänemark und liegt im Nordatlantik sowie im Arktischen Ozean. Mit einer Fläche von etwa 2,166 Millionen Quadratkilometern ist diese Insel sechs mal größer als Deutschland. Sie ist fast vollständig von einer Eiskappe bedeckt, die bis zu drei Kilometer dick ist und rund 80 % der Insel ausmacht. Die eisfreien Küstenregionen, die etwa so groß wie Schweden sind, beherbergen die gesamte Bevölkerung von rund 56.800 Menschen. Von denen Wiederrum leben die meisten in der Hauptstadt Nuuk.
Grönland hat ein arktisches Klima mit Temperaturen zwischen -20 °C im Winter und maximal 10 °C im Sommer. Die Insel ist reich an Bodenschätzen wie Erze, Kohle, Gas und Öl, die jedoch schwer zugänglich sind. Der Klimawandel lässt das Eis schmelzen, was globale Auswirkungen auf den Meeresspiegel hat. Die gigantische Insel ist zudem bekannt für seine einzigartige Natur mit Fjorden, Gletschern und dem größten Nationalpark der Welt im Nordosten der Insel.
Grönland gehört seit 1814 offiziell zu Dänemark, nachdem es im Kieler Frieden von Norwegen an Dänemark übertragen wurde. Die dänische Kolonialisierung begann jedoch bereits 1721 mit der Ankunft des Missionars Hans Egede. Ursprünglich war die Insel ab 985 von Nordmännern besiedelt, deren Siedlungen im 15. Jahrhundert verschwanden. Seit 1953 ist die Insel Teil des dänischen Königreichs und genießt seit 1979 weitgehende Autonomie, die 2009 weiter ausgebaut wurde.
Warum will Donald Trump Grönland haben?
Ok, dann kommen wir mal zurück zur Ausgangsfrage: „Was soll der Scheiß?“ Um die zu klären, müssen wir zunächst die Frage stellen, warum die USA oder eben Donald Trump diese größte Insel der Welt überhaupt haben wollen könnten. Dieser Präsidentendarsteller mit der missglückten Fönfrisur nennt in seinem Social Media-Post ja ganz plakativ zwei Gründe. Die „nationale Sicherheit“ zum einen und die „Freiheit der Welt“ zum anderen.
Mit anderen Worten, er spielt auf die strategische Bedeutung Grönlands an. Die Insel liegt in der Arktis nahe an Russland. Damit hat die Insel militärisch-strategische Bedeutung. Ob es um die Verteidigung der USA ginge oder um einen Weltkrieg, diese strategische Landmasse in der Arktis könnte dabei durchaus ein geografisch wichtiger Standort sein, um dort militärisch präsent und aktiv zu sein.
Aber müssen die USA deshalb Grönland kaufen? Nein. Natürlich nicht. Tatsächlich hat die USA bereits seit 1951 einen Militärstützpunkt auf der Insel. Diese wurde im kalten Krieg über ein Abkommen mit der dänischen Regierung errichtet. Die Basis dient heute als Frühwarnstation für ballistische Raketen, sie unterstützt Weltraumüberwachungsprogramme und beherbergt Radarsysteme, die für die Verteidigung der USA und der NATO entscheidend sind. Darüber Hinaus sind Dänemark und die USA auch Gründungsmitglieder der NATO und damit NATO-Partner. Die militärische Zusammenarbeit und auch die militärische Nutzung von Grönland sind damit also längst gegeben. Ich bin also mal so frei und sage die Gründe „nationale Sicherheit“ und „Freiheit der Welt“ sind eher Blödsinn. Oder sind das vielleicht nur vorgeschobene Gründe?
Warum will Donald Trump Grönland WIRKLICH haben?
Wenn der militärischen Nutzen für die USA durch einen Stützpunkt und die NATO-Partnerschaft mit Dänemark also längst erfüllt ist, was will Donnie T dann also wirklich mit dieser riesigen Insel anstellen? Erinnert ihr Euch an einen seiner primitiv-plakativen Wahlkampfsprüche „Drill Baby drill“, was wir mal mit „bohren, bohren und nochmal bohren“ übersetzen wollen. Ich bin der Meinung, der Kerl ist hinter den Bodenschätzen her. Grönland verfügt nämlich über enorme Bodenschätze. Und der Klimawandel, den Donald Trump ja immer wieder leugnet, sorgt dafür, dass diese Bodenschätze in Zukunft immer leichter zugänglich werden. Und das weiß auch Trump, der den Klimawandel eher aus populistischen Gründen leugnet, aber genau weiß, dass er längst im Gange ist.
Zu den wichtigsten Ressourcen gehören zunächst einmal Seltene Erden wie Scandium und Yttrium. Beide sind für Hightech-Produkte wie Elektroautos und Windturbinen essenziell. Und das Kvanefjeld im Süden Grönlands zählt zu den weltweit größten unerschlossenen Vorkommen dieser Elemente. Weitere Rohstoffe umfassen Eisenerz, Kupfer, Nickel, Zink, Gold, Platin, Silber sowie Uran. Vor der Küste Grönlands werden zudem riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Der potenzielle Wert dieser Schätze ist enorm: Nur die Ölvorkommen an der Westküste werden auf 18 Milliarden Dänische Kronen geschätzt, was 2,4 Milliarden Euro entspricht. Und wie gesagt, das sind nur die Ölvorkommen vor der Westküste. Bergbauprojekte könnten Grönland Einnahmen in Milliardenhöhe bringen und zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Dänemark beitragen. Allerdings stehen diese Chancen im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Nutzen und dem Schutz des sensiblen arktischen Ökosystems.
Einen hab ich noch in Sachen Klimawandel. Durch eben diesen schmilzt auch ein Teil des Eises in der Arktis. Und damit werden dort in Zukunft neue Schifffahrtswege frei, die Trump ebenfalls als Ressource im Visier hat. Aber es gibt noch jemanden, der diese Region im Visier hat und beansprucht: Zar Putin aus Russland. Wenn die beiden Nationen sich dann um diese Schifffahrtsrouten beziehungsweise über die Kontrolle über diese streiten…
Nachtigall ick hör dir trapsen, Mr. Deal-Maker ist in Sachen Grönland also hinter den Bodenschätzen und Ressourcen her. Oder etwas profaner formuliert, es geht um Geld.
Wie viel müsste Donald Trump oder besser die USA für Grönland bezahlen?
Ich bin weder geopolitischer Stratege noch Völkerrechtler und kann daher selbst nicht einschätzen, wie hoch der Preis wäre, den die USA für Grönland berappen müssten. Also habe ich mal die KI Perpelxity danach gefragt.
Es gibt keine offiziellen Schätzungen darüber, wie viel Donald Trump oder die USA für diese Insel bezahlen müssten. Nicht zuletzt, da die Insel nicht zum Verkauf steht und die dänische sowie grönländische Regierung solche Vorschläge kategorisch ablehnen. Immerhin ist Donald Trump nicht der erste US-Präsident, der Grönland kaufen will. Die USA boten im Jahr 1946 rund 100 Millionen US-Dollar für die Übernahme an. Inflationsbereinigt wären das heute etwa 1,4 Milliarden US-Dollar. Angesichts der strategischen Lage und vor allem der Bodenschätze – wir erinnern uns, die Ölvorkommen an der Westküste werden auf einen Wert von 2,4 Milliarden Euro geschätzt – wäre das ein einmaliges Schnäppchen. Und dafür wäre Grönland garantiert nicht zu haben.
Ich habe dann weitere Fragen an Perplexity gestellt. Die Washington Post hat folgendes ermittelt: Würden die USA alle Grundstücke auf der Insel zum derzeitigen Quadratmeterpreis kaufen, müssten dafür 1,7 Billionen US-Dollar bezahlt werden. Und diese Summe entspricht mehr als der Hälfte des gesamten jährlichen US-Staatshaushalts.
Als nächstes sollte man den Wert der Bodenschätze in diese Rechnung einbeziehen. Wenn man dabei nur die Ölvorkommen in der Antarktis inklusive des Anteils von Grönland als Basis nimmt, wären das geschätzt 7,2 Billionen US-Dollar. Und von Bodenschätzen wie Gas und den seltenen Erden ist dabei noch garnicht die Rede. Mit anderen Worten, würde man den Preis für diese Insel über die Grundstücke und Bodenschätze auf wirtschaftlicher Basis kalkulieren, würde der Preis weit jenseits der 10 Billionen Dollar liegen. Die USA könnte sich Grönland also gar nicht leisten.
Übrigens hat Perplexity mir auf Nachfrage noch weitere Kalkulationen angeboten. So berichtet der Spiegel über folgende Beispielrechnung: Nimmt man den durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 194.000 Euro für vergleichbare Atlantikinseln als Grundlage, dann würde Grönland rund 440 Billionen US-Dollar kosten. Und das entspricht etwa dem Hundertfachen des jährlichen US-Haushalts.
Dänemark sagt Nej tak.
Dänemark aber auch Grönland selbst haben auf Donald Trumps erneute Forderung, dass die USA Grönland in Besitz nehmen müsse, mit einer klaren Ablehnung reagiert. Die grönländische Außenbeauftragte Vivian Motzfeldt bezeichnete Trumps Vorschlag als “unsinnig” und betonte, dass Grönland nicht zum Verkauf stehe. Der Regierungschef Grönlands, Múte B. Egede, erklärte ebenfalls, dass die Insel nicht verkauft wird und auch nie zu Verkauf stehen werde. Immerhin zeigte er sich offen für wirtschaftliche Kooperationen.
Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen kündigte einen Tag nach Trumps Vorstoß an, dass Dänemark, seine militärische Präsenz in der Arktis deutlich verstärken wird. Mit Investitionen in Milliardenhöhe soll die Sicherheit in der Region ausgebaut werden. Diese Maßnahmen umfassen den Kauf von zwei neuen Patrouillenschiffen und Langstreckendrohnen sowie die Verstärkung des Personals beim Arktis-Kommando. Interessanterweise sollen in diesen Ausgaben auch zwei neue Schlittenhundeteams enthalten sein.
Kommen wir zum Fazit.
Vorab noch einmal der Hinweis, dass ich kein Politikwissenschaftler oder Staatsrechtler bin. Meine Aussagen in diesem Beitrag stellen also meine Recherche und meine Meinung und Einschätzung dar. Wie ist also Trumps Aussage zu bewerten, dass der Besitz und die Kontrolle über Grönland für die USA unverzichtbar seien.
Meiner Meinung nach geht es diesem Typ, der sich nicht mal eine Krawatte richtig binden kann, nicht um die militärische Bedeutung von Grönland. Das Thema ist schon alleine durch die NATO-Partnerschaft abgedeckt. Ich denke, es geht ihm um die Bodenschätze, die er zugunsten der USA ausbeuten will. Klar ist aber auch, die USA könnten sich Grönland wohl niemals leisten, wenn die weltweit größte Insel tatsächlich zum Verkauf stehen würde. Damit bleibt die Frage unbeantwortet offen: „Hey Donald, was soll der Scheiß?“.
Letzte Aktualisierung am 20.01.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API