Danmarks Jernbanemuseum – Eisenbahnhistorie zum anfassen
Wenn Du der Stadt Odense auf der Insel Fünen einen Besuch abstattest und entsprechend Zeit hast, dann solltest Du dir auf jeden Fall das Danmarks Jernbanemuseum direkt am Hauptbahnhof der Stadt anschauen. Das ist das offizielle Eisenbahnmuseum des Landes und es bietet Dir eine faszinierende Zeitreise durch die Geschichte der Eisenbahn und der Dansk Statsbaner (DSB).
Danmarks Jernbanemuseum für die ganze Familie
In einem Rund-Lokschuppen wird auf 21 Gleisen alles ausgestellt, von den aller ersten Dampfloks, die in Dänemark erste primitive Strecken befuhren, über die Zeit der Dieselloks bis hinein in die heutige elektrische Zugfahrt. Zahlreiche Erläuterungen, immer auch in Englisch und Deutsch, lassen Dich nachvollziehen, wie sich das dänische Bahnsystem und Streckennetz entwickelt hat.
Wie überall begann die Eisenbahngeschichte auch in Dänemark mit der Dampflok. Im Museum kannst Du den Nachbau der „Odin“ Bewundern, eine der aller ersten Dampfloks ganz am Anfang der Eisenbahngeschichte. Und du siehst natürlich mehrere Generationen von Dampflokomotiven bis hin zu letzten, in den 1950ern gebauten Schnellzug-Dampflok mit 1500 PS.
Wenn Du dir die Arbeitsplätze von Lokführer und Heizer anschaust, merkst Du, das Lokführer Auf so einem Dampfross einst ein anstrengender Knochenjob war. Von Bequemlichkeit auf der Lok keine Spur und in den ersten Loks gab es nichtmal eine Sitzgelegenheit. In den späteren Dampfrössern gab es immer hin kleine gepolsterte Klappsitze.
Das Museum schließt auch die Besonderheit der Fährschiffe für Eisenbahnzuzüge ein, mit denen Güterzüge und vor allem auch Personenzüge auf die Inseln des Landes gebracht wurden. Es hieß also nicht aus dem einen Zug aussteigen, mit der Fähre fahren und im Zielhafen in einen anderen Zug einsteigen. Für den Güterverkehr wäre das ja noch umständlicher gewesen. Nein, die Züge wurden tatsächlich auf große Eisenbahnfähren geladen, die ebenfalls der DSB gehörten und von ihr betrieben wurden. Das zeigt eine Sonderausstellung anhand von vielem Modellschiffen.
In der Ausstellung wird beispielsweise auch beschrieben, wie der bekannteste Schriftsteller des Landes und Sohn der Stadt Odense, Hans-Christian Andersen, seine aller erste Fahr mit einem „Dampfwagen“ beschrieb, wie er die Bahn nannte. Und auch, dass er danach das Reisen mit den Bahn liebte und das er ein durchaus unangenehmer Fahrgast werden konnte, wenn jemand in einem von ihm extra gebuchten Nichtraucherabteil doch das Rauchen anfangen wollte.
Neben den Bahnstrecken und den Eisenbahnfähren betrieb die DSB bald auch ein Netz von Omnibussen, „Rutebiler“ genannt. Damit wurden nicht nur die Regionen an die Städte mit Bahnhöfen angebunden. Nein, es wurden auch Strecken zwischen Regionen und Städten bedient, die keinen Bahnanschluss hatten. Ein solcher historischer Autobus aus den Anfängen dieser Zeit ist im Museum zu bewundern.
Die letzten dänischen Dampfloks der E-Baureihe – gigantische Maschinen Mit zwei Meter hohen Rädern, von denen eine in der Halle zu bestaunen ist – wurden in den 1950er Jahren gebaut. Doch in dieser Zeit trat die Diesellok bereits ihren Siegeszug an und verdrängte die alten Dampfloks. Die bekannten dänischen Dieselloks mit den runden knubbeligen „Schnauzen“ stehen ebenfalls im Museum und können bestaunt werden. Eigentlich waren sie gar keine reinen Dieselloks, sondern Diesel-Elektro-Loks, denn die Räder wurde von starken Elektromotoren angetrieben und die Dieselmotoren mit acht Zylindern erzeugten den dafür nötigen Strom.
Diese Loks, die sich auch auf vielen Modelleisenbahnen wiederfinden, sind im Museum zu bewundern. Und bei einer kannst Du in den Fahrstand steigen und dich dort auf den Platz des Lokführers setzen. Du schaust durch das Fenster und eine Videoprojektion lässt dich erleben, wie ein Lokführer einst die Fahrt mit solch einem Ungetüm erlebte. Die entsprechenden Geräusche aus versteckten Lautsprechern machen das Erlebnis noch authentischer.
Eine Sonderausstellung widmet sich auch den Fernreisen mit der Bahn. In der Halle stehen ein typischer Interrail-Wagon, mit dem in den 1970ern bis 1990ern viele junge Menschen für schmales Geld durch ganz Europa gereist sind. Daneben steht ein ein alter luxuriöser Schlafwagen, mit dem man einst sehr bequem und stilvoll auf Reisen war.
Wo wir gerade vom bequemen und luxuriösen Bahnreisen reden, auch die königlich dänische Familie war Jahrzehnten vom Bahnreisen begeistert und mit dem Salonwagen S1 unterwegs und zwar in ganz Europa. Dieser S1 war und ist auf das feinste ausgestattet. Er wurde in den 1980ern renoviert und moderner ausgestattet.
Doch da das Chassis des Wagen bereits etliche Jahrzehnte auf den Schienen unterwegs war und in einer Zeit gebaut wurde, als Hochgeschwindigkeitszüge noch kein Thema waren, wurde er mit einer technischen Maximalgeschwindigkeit von 160 Km/h einfach zu langsam, um in moderne, schnelle Züge eingereiht und mitgenommen zu werden. Und so wurde der Salonwagen S1 Anfang der 2000er Jahre durch einen modernen Salonwagen ersetzt und der historische „Königswagon“ ist dementsprechend im Museum zu bestaunen. Das aber nur von außen.
Ich habe hier längst nicht alles beschrieben, was Dir dieses Museum bietet. So werden mit Modellzügen in großen Maßstab noch viele weitere Loks, Wagons und Fahrzeuge der dänischen Eisenbahnhistorie dargestellt. Eine Ausstellung zeigt die Entwicklung der Stellwerkstechnik von früherer, kräftezehrender Mechanik bis zu moderner Elektronik. Wie es für dänische Musen typisch ist, gibt es auch ein umfassendes Angebot für Kinder, damit diese ebenfalls das Thema Eisenbahn erleben und spielerisch erschließen können. In den Sommermonaten steht auch das Außengelände offen und Kinder und Erwachsene können dann mit einem Minizug über das Gelände fahren.
Zudem bietet Das Museum aus regelmäßig Ausfahrten mit historischen Zügen an. Beispielsweise die Weihnachtsfahrten nach Kopenhagen, die kurz nach unserer Heimreise nach Deutschland angeboten wurden. Das Museum ist ein Erlebnis und bietet Dir Eisenbahngeschichte zum anfassen. Du solltest einen halben Tag einplanen, um es Dir in aller Ruhe anzuschauen.