Erbarmen, die Deutschen (Camper) kommen?
Seit Corona boomt das Thema Camping ohne Ende. Immer mehr Menschen kaufen sich einen Wohnwagen, vor allem aber sind Wohnmobile und erst recht Camper-Vans sehr beliebt. Die Händler haben während Corona gut verdient, die Preise für die Fahrzeuge stiegen in unverschämte Höhen, doch gekauft wurde trotzdem. Und seit dem machen deutlich mehr Deutsche als früher Camping-Urlaub. Und sie fahren dann meist in die Nachbarländer. Ein sehr beliebtes Land ist Dänemark. Doch leider hat das auch Nebenwirkungen, denn dänische Medien berichten immer häufiger von Campern, deutschen Campern, die sich vor Ort massic daneben benehmen und unbeliebt machen.
Die dänische Tageszeitung Jyllands Posten hat am 8. August 2023 einen Bericht veröffentlicht, der einige dieser unschönen Entwicklungen auf der sehr beliebten Insel Rømø beschreibt. Die Übersetzung findest Du unten, am Ende des Artikels. es geht dabei um Camper, die ins Land kommen, aber dann möglichst kostenlos ihrem Camping-Spaß frönen wollen. Statt sich auf einen offiziellen Campingplatz zu stellen, der natürlich eine Übernachtungsgebühr kostet, stellt man sich dann auf Parkplätze oder irgendwohin, wo es einem passt. Und auch die Versorgung mit Frischwasser oder die Entsorgung von Abwasser und Fäkalien soll am liebsten nichts kosten.
Und da wird dann eben, wie im Artikel beschrieben, mit dem langen Wasserschlauch Abends oder nachts auf dem Friedhof in Rømø einfach mal so Wasser abgezogen und der Tank im Wohnmobil gefüllt. Und die Chemietoilette wird dann auch gleich auf dem Friedhofs ins öffentliche Klo gekippt. Im Artikel wird sogar beschrieben, dass es Camper gibt, die mit ihrem Fahrzeug am Strand stehen und das Chemieklo einfach am Strand auskippen.
Dänemark – Gekommen um zu bleiben – eine Buchrezension.
Die „Gratister“ Camper
In Dänemark, so list man, hat sich für diese „sparsamen“ Camper mittlerweile das Wort „Gratister“ eingebürgert. Schlägt man das Wort nach, kommt das dabei heraus: „Person, die eine Leistung erhält, ohne dafür zu bezahlen, z.B. weil sie eine Freikarte besitzt oder betrügt und sich um die Zahlung drückt“.
Liest man die diversen Beiträge, oft begleitet von entsprechenden Fotos, auf Instagra, Facebook und Co., dann schwärmen Camper davon, dass sie in Dänemark „so toll“ auf dem Autostrand stehen und übernachten. Einer der beliebten und schönen Autostrände ist auf Rømø.
Für die Nutzung der Autostrände gelten verschiedene Regel. Eine von viele ist diese hier: „Sauberkeit: Hinterlasse die Autostrände stets sauber und ordentlich, damit auch andere Besucher die Autostände in ihrer vollen Schönheit erleben können.“ Eine andere Regel, die nicht nur an den Autostränden sondern überall in der Natur gilt ist, das Camping verboten ist. Und damit kommen wir zu einem Gerücht, dass sich mit Hartnäckigkeit hält: Immer wieder wird behauptet, das „überall“ in Skandinavien – und damit auch in Dänemark – das Jedermannsrecht gälte und man deshalb überall nach Belieben parken, übernachten und campen könne. Und genau das wird dann von diesen Gratistern betrieben. Sie nennen es „Freistehen“ und es ist nichts anderes als illegales Wildcampen. Schauenh wir uns das Jedermannsrecht an.
Nein! Das Jedermannsrecht gilt nicht in Dänemark!
Auch wenn es immer wieder behauptet wird, in Dänemark gibt es KEIN Jedermannsrecht. Somit ist die oft gehörte Aussage „überall in Skandinavien gibt es das Jedermannsrecht“ definitiv falsch. In Dänemark ist das Wildcampen und Freistehen per Gesetz verboten. Wer das missachtet, riskiert Bußgelder, die bis auf 500 Euro klettern können!
Vor allem: Dort wo in den andeten skandinavischen Ländern das Jedermannsrecht gilt, gitl das nur für das Aufstellen eines Zeltes, in dem man dann meist für maximal zwei Tage frei stehen und übernachten darf. Das Jedermannsrecht sieht aber keine Wohnmobile und Wohnwagen vor, denn dieses Jedermannsrecht stammt aus einer Zeit, als Reisende noch mit dem Zelt im Rucksack unterwegs waren und die „rollenden Appartements“ noch nicht erfunden waren. das bedeutet, auch MIT dem Jedermannsrecht darf man längst nicht alles, was so viele ganz freizügig tun!
Zurück zu Dänemark. Mit anderen Worten: Ob in der freien Natur und erst Recht in Naturschutzgebieten, im Wald, an Stränden – auch den Autostränden – oder am Straßenrand, das Zelten ist dort verboten und erst Recht das Stehen und Übernachten im Wohnmobil oder mit dem Wohnwagen. Auf dieses Verbot wird vielerorts mit Schildern hingewiesen, doch es gilt selbst dann, wenn keine Schilder zu sehen sind. wer es missachtet und erwischt wird, der zahlt Strafen, die deutlich über der Stellplatzmiete auf einem Campingplatz liegen. Und wer dabei auch noch bei illegalen Entsorgungsaktionen erwischt wird, der darf sich vom Großteil seiner Urlaubskasse trennen.
Grauzone sind Parkplätze. Wenn dort das Übernachten nicht explizit per Schild verboten ist, darfst Du dort in der Regel eine Nacht stehen und im Wohnmobil übernachten. Man billigt dem Fahrer hier zu, dass er sich ausruhen darf, um seine Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen. Aber dort mehrere Tage zu stehen und auch „aktives Campen“, also Stühle und Tisch rausstellen, Markise ausfahren etc., sind verboten. Das Jedermannsrecht für ganz Skandinavien habe ich hier in diesem Artikel und auch in diesem hier ausführlich besprochen.
Als ich im Mai 2022 mit einem gemieteten Wohnmobil eine Woche in Dänemark unterwegs war, habe ich auch mal auf einem Parkplatz übernachtet. Und zwar auf solchen, wo dies durch Beschilderung ausdrücklich erlaubt war. Erlaubt bedeutet in solchen Fällen, dass Du als Camper im Auto übernachten und auch kochen etc. darfst. Nicht erlaubt ist das „aktive campen“, also Stühle und Tisch rausstellen, Markise ausfaheren oder grillen und Feuer machen vor dem Fahrzeug. Aber man erlebt eben auch Leute, die genau das machen.
Ansonsten habe ich auch auf schönen und gut ausgestatteten Campingplätzen gestanden und dort auch die Einrichtungen zur Ver- und Entsorgung genutzt und mit der Stellplatzgebühr bezahlt. Es gibt so viele schöne offizielle Stellplätze, die man für oft geringe Gebühr nutzen und genießen kann. Viele Marinas und Yachthäfen vermieten im Sommer die Winterstellplätze der Boote an Wohnmobilurlauber. Du hast dann dort oft Strom direkt am Stellplatz und die Infrastruktur der Marina mit Toiletten, Duschen oder auch einem Waschsalon stehen dir für das schmale Geld der Stellplatzmiete zur Verfügung.
Ich habe auf dieser Reise viele nette und „normale“ Camper aus Deutschland getroffen. Leute, die sich anständig verhalten und Rücksicht nehmen. Mit denen man sich nett unterhält, über die Fahrzeuge fachsimpelt. Ich habe auch „Vanlifer“ gesehen, die mit einem selbst ausgebauten Van das „Freistehen“ mit allem (unerlaubten) drum und dran praktiziert haben. Und auf dem eigentlich recht schönen Campingplatz „Oasen“ auf Rømø – damals im Mai schon fest in deutscher Hand – habe ich auch den deutschen Camping-Spießbürger erlebt, der wie ein Platzwart darüber wacht, dass da keiner auch nur 20 Zentimeter Meter außerhalb der Markierung steht und mit grußlosen Hinweisen im Kommandoton nicht geizt.
Alle meine Videos vom Roadtrip durch Dänemark findest Du hier
Wer mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs ist, sollte sich vorab informieren, was in einem Land erlaubt ist und was nicht. Erst Recht bei solchen pauschalen und beharrlichen Behauptungen, das „überall in ganz Skandinavien“ das Jedermannsrecht gilt und man als Camper „überall frei stehen und campen“ darf. Es gilt die bewährte Regel: Verlasse einen Platz so, als wärst Du nie da gewesen. Dort wo diese Regel nicht befolgt wird, passiert das, was in Dänemark immer wieder passiert: An Plätzen, wo das Stehen mit dem Camper bislang geduldet wurde, wird es explizit verboten.
Fazit: Einige schwarze Schafe versauen es für alle anderen Camper
Kommen wir zum Fazit. Es sind ja längst nicht alle deutschen Camper, die sich dergestellt unmöglich daneben benehmen. Es gibt viele, die sich an Spielregeln halten und den Urlaub mit Wohnwagen oder Wohnmobil genießen, ohne unangenehm aufzufallen. Aber es gibt eben auch diese „Gratister“. Leute, die sich ein Wohnmobil gekauft haben und jetzt damit los ziehen nach dem Motto „die Welt gehört“ mir. Die alles haben und nutzen, aber nichts bezahlen wollen.
Camper, die dann eben das Chemieklo einfach in den Straßengraben oder – wie im Text hier unten drunter beschrieben – an den Strand kippen. Die schauen, wo sie Ressourcen wie Wasser kostenlos abschnorren können. Die sich in die Natur stellen und dann einfsch ihren Müll hinterlassen. Und diese wenigen schwarzen Schafe hinterlassen dann aber einen so massivenm schlechten Eindruck, dass Sie das Klima und die Stimmmung der dänischen Bevölkerung gegenüber Camping und speziell deutschen Campern für alle anderen versauen.
Übersetzung des Artikels aus der Jylands Posten
Die steigende Zahl an Wohnmobilen im dänischen Sommerland stößt auf Kritik. Auf der Ferieninsel Rømø erzählt der Friedhofswärter, dass die Camper Wasser für ihre Tanks stehlen und die Toiletten mit ihrem Abfall verschmutzen.
Am Rømø Südstrand wurden so viele coliforme Bakterien im Wasser gefunden, dass die blaue Flagge* mehrmals entzogen werden musste. Die lokale Bevölkerung hat dem Gebiet den Spitznamen „Lortestranden“ gegeben. (Das bedeutet übersetzt „Scheiß-Strand“).
Die Gemeinde glaubt nicht zu wissen, woher die Fäkalien kommen. Hör auf. Ich besitze ein Sommerhaus 150 Meter vom Strand entfernt. Immer wieder habe ich gesehen, wie Camper am Strand ihre Toiletten leerten. In Dänemark gibt es gute Campingmöglichkeiten. Die Nutzung kostet etwas. Vielleicht bevorzugen die „Freebies“ deshalb tagsüber den Strand und nachts die Parkplätze. Sie nennen es Freiheit.
Die Zahl der Wohnmobile wächst explosionsartig. Nach Angaben des Instituts Statista waren es im Jahr 2001 circa 50.000 Wohnmobile in Deutschland. In den letzten Jahren ist die Zahl auf 767.000 gestiegen. Auf die Deutschen entfallen circa die Hälfte aller Wohnmobil-Neuzulassungen in der EU. Die deutschen Behörden sind restriktiv und alles kostet Geld. Wohnmobil-Camper müssen einen geeigneten Stellplatz finden. Deshalb nehmen sie Kurs auf Dänemark, wo sie am meisten zu Abfall und Abnutzung auf den Straßen beitragen. Als ich das letzte Mal auf Rømø war, sah ich Touristenbusse am Strand herumfahren.
- Die Blaue Flagge ist ein Umweltzeichen aus dem Bereich des nachhaltigen Tourismus, das jedes Jahr an Strände an Küsten, Binnengewässer und Marinas vergeben wird, die in der vorangegangenen Saison Standards hinsichtlich Umweltbildung, Umweltmanagement, Dienstleistungsgüte und Wasserqualität eingehalten haben
Letzte Aktualisierung am 30.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API