Dänemark – Leben auf der schönsten Sandbank der Welt – eine Rezension
Rezension des Buches „Dänemark – Leben auf der schönsten Sandbank der Welt“ von Tim Uhlemann, erschienen im August 2023 im Lau-Verlag.
Tim Uhlemann, geboren – wie er selbst sagt – „in der grünen Hölle Oberhausen“, ist vor über 13 Jahren nach Dänemark ausgewandert. Seit 2010 lebt und arbeitet er „auf der schönsten Sandbank der Welt“, wie er sein neuestes Buch betitelt hat. Gemeint ist die Nehrung zwischen Nymindengab und Søndervig, in deren Mitte Hvide Sande liegt. Man könnte das als eine knapp 40 Kilometer lange Düne bezeichnen, die die Nordsee vom Ringkøbing Fjord trennt.
Seine Auswanderung nach Dänemark hat er in seinem Buch „Dänemark – Gekommen um zu bleiben“ beschrieben. Wenn man so will, behandelte dieses erste Buch vor allem das „Gekommen“. Jetzt beschreibt er mit „Dänemark – Leben auf der schönsten Sandbank der Welt“ vor allem das „bleiben“.
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Auch dieses Buch habe ich wieder mit großem Vergnügen gelesen. Abermals beschreibt Tim Uhlemann darin wortreich und mit viel Wortwitz, ab und an wie im erste Werk etwas arg wortwitzig, das Land, in das ich selbst seit grob geschätzt 40 Jahren immer wieder so gerne reise und in dem ich auch gerade bin, während ich diese Rezension schreibe. Nur dass ich mich bislang nicht wie er zum bleiben entschlossen habe, auch wenn ich schon so manchesmal darüber nachgedacht habe und nachdenke. Er beschreibt Dänemark aus seinem persönlichen Blickwinkel und man sieht, dass er sich in Dänemark wohlfühlt, Land und Leute liebt.
Die „Indfødsretsprøven“ in Dänemerk ist quasi der rote Faden
Wie schon angedeutet, zeichnet Uhlemann mit einer Mischung aus Witz und Selbstironie, garniert mit der nötigen Ernsthaftigkeit, lebendige Bilder von Dänemark und vor allem auch den Dänen. Seine Reise führt uns von der magischen Insel Bornholm über die stolzen Färöer-Inseln bis hin zu den Geheimnissen, die Dänemark zur „Krimination“ machen. Stichwort „Morden im Norden“. Besonders faszinierend ist sein Einblick in die „Indfødsretsprøven“, den Einbürgerungstest, der vieles über eine sachlich-nüchterne Seite Dänemarks enthüllt und den er nach zähem Warten erfolgreich absolviert hat. Uhlemann ist also mittlerweile ganz offiziell Däne.
Neben den großen Erlebnissen und Geschichten wie eben den Besuch der Faröer Inseln, einer Reise mit der Hurtigruten in Norwegen oder eine abenteuerliche Fahrt mit dem Mofa von Hvide Sande auf die Ostsee-Insel Bornholm, erzählt er auch kleine Gesichten aus dem Alltag. Beispielsweise wie man einen adäquaten Rasenmäher kauft, um mit einem gefühlt ständig rasenmähenden Nachbarn mithalten zu können. Oder wie so ein Besuch bei der dänischen Verwandtschaft inklusive der dortigen Kalorienaufnahme und der Unterscheidung der diversen Verwandtschaftsgrade so verläuft.
Kein „Zuckerguss-Bild“ von Dänemark
Was mir besonders gut gefällt ist, das Tim Uhlemann kein „Zuckerguss-Bild“ von Dänemark malt. Ein (Trug-) Bild, in dem alles bunt, schön, toll und töfte ist. Er schlägt auch kritische Töne an und beschreibt beispielsweise klar und deutlich die sehr restriktive Einwanderungspolitik der dänischen Regierung, die nicht nur auf harte Abschreckung abzielt, sondern auch laut Uhlemann bestehendes EU-Recht ignoriert. Das schildert er unter anderem auch an Hand des „Indfødsretsprøven“, des Einbürgerungstests und des ganze Verfahrens, dass ebenfalls die Absicht hat, den Prozess des „Däne werdens“ für Ausländer möglichst … nennen wir es mal anspruchsvoll zu gestalten und damit ebenfalls eine Art Abwehrmechanismus zu schaffen.
Uhlemann schildert aber auch, wie die Dänen durch eine besonnene Politik und politische Führung relativ ruhig und geordnet durch die Corona-Krise gekommen sind, was uns in Deutschland ja eher nicht gelungen ist.
Leider findet man genau dieses übertriebene und realitätsfremde quitschbunte Zuckerguss-Bild von Dänemark in so manchen Facebook-Gruppen über das Land wieder. In Gruppen, deren Mitglieder Dänemark nicht als eigenständiges Land und EU-Mitglied anerkennen, sondern viel mehr für eine Art gigantischen Centerpark halten, in dem sich alles und jeder ausschließlich um Tourismus und Urlauber dreht. In dem alles toll, super, hyggelig ist und nach Kirsebærvin und Hotdogs schmeckt. Daher ist Uhlemann realistischer Blick auf das Land wirklich wohltuend und gut.
Zwischen Wortwitz und liebevollem Sarkasmus
Uhlemann beschreibt auch wieder in blümeranten und mitunter liebevoll-sarkastischen Worten, wie die Dänen so drauf sind. Ein Beispiel auf Seite 14, wo es um die Corona-Krise geht: „Zwei Meter Abstand – die Dänen konnten es sehr schnell nicht mehr hören, weil sie schnell wieder zu den gewohnten vier Metern zurück wollten“. Oder auf Seite 29, wo es um „Frodo“ einen beständig bellenden Hund aus der Nachbarschaft geht: „Ich verstehe es zwar nicht, hätte aber auch kein Problem damit, würde Frodo, dieses hyperaktive, bellende Tischfeuerwerk auf Koks, nicht alles zum Anlass nehmen, seine hektischern Hasstiraden loszulassen.“
Uhlemanns Sprachgebrauch und Schreibstil bleibt dabei stets klar und unverstellt, was der Leichtigkeit seiner Erzählung und dem Lesevergnügen keinerlei Abbruch tut. Er versteht es abermals sehr gut, den Leser in seinen Bann zu ziehen und ihn auf eine, oder vor allem seine Reise mitzunehmen, die gleichermaßen aufschlussreich wie unterhaltsam ist. Seine Beschreibungen sind präzise und anschaulich, wodurch er das dänische Leben auf eine Weise darstellt, die nicht nur informiert, sondern auch warm und sympatisch ist. Und dennoch verschweigt er auch die Schrulligkeiten der Dänen nicht.
Uhlemanns Darstellung der dänischen Lebensweise ist so fesselnd, dass man sich leicht in den Schilderungen verliert. Sein Blick auf Dänemark ist einer, der von innen kommt, also unverhohlen subjektiv ist, was dem Buch diese authentische und persönliche Note verleiht. Man spürt, dass jede Seite des Buches von seiner unerschütterlichen Liebe zu Dänemark durchdrungen ist. Selbst dann, wenn er Mängel und negative Dinge im Land beschreibt. Im ersten Buch war es die Qual, ein Auto in Dänemark zuzulassen, im zweiten ist es die Einbürgerung. Man erkennt eine Liebe zum Land, die dennoch den Blick für kritisches nicht verliert.
Das Buch endet mit einem klugen und nachdenklichen Schluss, der die Erkenntnis unterstreicht, dass Auswanderung eine unendliche Reise ist – eine Reise, die Uhlemann auf der „schönsten Sandbank der Welt“ erlebt. Das „eingeschmuggelte“ Vorwort von Brian Bojsen, einem bekannten dänischen Koch und Gastronom, darf man als „Amuse-Gueule“ für die Lektüre betrachten.
Fazit: Lesen!
Kommen wir zu meinem Fazit: „Dänemark – Leben auf der schönsten Sandbank der Welt“ ist mehr als nur eine persönliche Erzählung über Dänemark; es ist eine Hommage an das Land, seine Menschen und seine Kultur. Tim Uhlemann gelingt es, den Leser mitzunehmen auf eine Reise voller Farben, Geschichten und Einsichten – positive ebenso wie kritische – , die lange im Gedächtnis bleiben. Ich habe auch dieses Buch wie schon sein letztes mit großem Vergnügen verschlungen und empfehle es deshalb sehr gerne weiter.
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