Die Südjütländische Kaffeetafel und ihre historischen Wurzeln
Die Südjütländische Kaffeetafel, ein fester Bestandteil der Kultur in Südjütland, Dänemark, ist mehr als nur ein kulinarisches und sehr kalorienreiches, geselliges Ereignis. Sie ist auch ein Art Fenster in die bewegte und sehr wechselhafte geopolitische Vergangenheit der Region. Der Ursprung der Südjütländische Kaffeetafel liegt tatsächlich in einer Zeit, als sich die Landesgrenze zwischen Deutschland und Dänemark nicht zuletzt auch durch Kriege und Konflikte immer wieder verschob. Und sie war tatsächlich politisch motiviert.
Der historischer Ursprung der Südjütländische Kaffeetafel
Heutzutage könnte man die Südjütländische Kaffeetafel als eine Art satte und stättigende Kuchen-Orgie bezeichnnen, denn es wird reichlich und üppig auffgetischt. Die Kalorienmenge auf einer solchen Tafel dürfte gut und gerne sechsstellig sein. Doch der wahre Ursprung der Südjütländischen Kaffeetafel lässt sich auf die Zeit der deutsch-dänischen Kriege Mitte des 19. Jahrhunderts zurückführen. Diese Kaffeetafeln waren Teil des Freiheitskampfes der damaligen Dänen. Und so kam es dazu.
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Nach dem Zweiten Schleswigschen Krieg im Jahr 1864 fiel Südjütland unter preußische und damit deutsche Herrschaft. Die Landesgrenze wanderte also mal wieder nordwärts und die Süddänen wurden unfreiwillig zu Norddeutschen. Während dieser Zeit waren diverse Versammlungen von Dänen durch die herrschenden Preußen sehr stark reglementiert und massiv eingeschränkt. Politische Treffen waren bei Strafe streng verboten. Selbst das Singen traditoneller dänischer Lieder war verboten, die Herrschenden wollten das „Dänentum“ klein halten und unterdrücken. Zudem verstand man nicht, was die dänischen Texte in den Lieder beinhalteten. Die Südjütländer fanden jedoch einen Weg, diese Einschränkungen für Versammlungen zu umgehen, indem sie sich zu „Kaffeekränzchen“ trafen. Sprich man traf sich zu Versammlungen, die oberflächlich betrachtet als harmlose soziale Veranstaltungen getrant waren.
Diese Südjütländischen Kaffeetafeln trotzten vor Kuchen und Leckereien und gaben sich so den Anschein, Treffen für reine Schlemmereien zu sein. Sie dienten jedoch als Deckmantel für politische Treffen und waren ein Mittel für die Dänen, ihre Kultur und ihren Widerstandsgeist zu bewahren. Die ausladenden Tafeln mit einer Fülle von süßen und herzhaften Speisen symbolisierten nicht nur Gastfreundschaft, sondern auch eine subtile Form des Widerstands und der kulturellen Identität und es wurde dort auch trotz des Verbotes gesungen. Aber es wurde eben auch politisch diskutiert und organisiert.
Moderne Praxis der Südjütländische Kaffeetafel in Dänemark
Heute ist die Südjütländische Kaffeetafel eine Hommage an diesen historischen Widerstand und ein Ausdruck der Freude und Gemeinschaft. Die Kaffeetafel besteht aus mindestens 14 verschiedenen Arten von Kuchen, Torten, Kaffeestückchen und Gebäck über belegte Brote, Aufschnitt, Käse, Marmelade bis hin zu einer Vielzahl von süßen Leckereien. Die traditionelle Südjütländishen Kaffeetafel besteht aus 21 Kuchen. Warum21? Es gibt sieben weiche, sieben trockene und sieben harte Kuchen.
Beliebt sind „Brunsviger“ oder „Kanelstang“ und vieles mehr. Die Masse und Üppigkeit geht meist darauf zurück, dass mehrere Keute Kuchen mitbringen und macn sich auch gegenseitig ein wenig übertreffen will. Die Teilnehmer erleben eine kulinarische Reise, die die Geschichte und den kulturellen Reichtum Südjütlands widerspiegelt. Und wer dort „bitte nur ein einziges Stückchen Kuchen“ sagt, hat keine Chance, denn es wird erwartet, dass man genießt und schlemmt. Die Südjütländische Kaffeetafel gibt es in der Region in vielen Cafés, aber auch bei Familien zu besonderen Anlässen. Gemeinsam Zeit verbringen und genießen steht im Mittelpunkt.
Fassen wir zusammen
Die heutige Südjütländische Kaffeetafel ist nicht nur ein Fest für den Gaumen und nichts für Leute, die abnehmen wollen. Sie ist auch ein Akt der Erinnerung und Anerkennung der regionalen Geschichte. Sie symbolisiert die Widerstandsfähigkeit und das kulturelle Erbe der Südjütländer. Durch diese Tradition bleiben die Geschichten und der Geist der Vergangenheit lebendig und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Und sie ist auch einfach eine der typisch dänischen Arten, Hygge zu genießen und es sich gut gehen zu lassen.
In Cafés, bei Familientreffen und bei besonderen Anlässen ist die Südjütländische Kaffeetafel ein faszinierender Einblick in die südjütländische Seele. Sie lädt Besucher ein, Teil einer reichen Geschichte zu werden und die südjütländische Gastfreundschaft in ihrer authentischsten Form zu erleben. Und hier noch das Rezept für leckeren Æblekagen.
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