Sterne fotografieren in Dänemark: Der Dark Sky Park Bulbjerg
Hej liebe Sterngucker und Dänemark-Fans!
Wenn du schon einmal in einer klaren, dunklen und wolkenlosen Nacht unter einem funkelnden Sternenhimmel gestanden hast, weit weg von der Lichtverschmutzung der Großstadt, dann weißt du, welches faszinierender Anblick das sein kann. Wusstest Du, dass Du in Dänemark an vielen Stellen sehr gut Sterne beobachten und fotografieren kannst?! Man könnte meinen, Dänemark sei zu klein oder stark besiedelt und damit zu lichtdurchflutet für beeindruckende Sternenfotos. Aber weit gefehlt! Gerade in den abgelegenen Regionen und vielen Ferienhausgebieten, fernab der Städte, eröffnet sich eine atemberaubende Sicht auf den Nachthimmel. Und ganz besonderer dieser Orte ist der Dark Sky Park Bulbjerg.
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Was ist ein Dark Sky Park?
Deshalb nehmen wir heute Kurs auf den Dark Sky Park Bulbjerg, ein Juwel der Dunkelheit inmitten der dänischen Landschaft. Aber was ist ein „Dark Sky Park“? Im Prinzip erschließt es sich schon fast aus den Worten „Dark“ (Dunkel) und „Sky“ (Himmel). Ein Dark Sky Park ist ein speziell ausgewiesenes Gebiet, das sich durch minimale Lichtverschmutzung auszeichnet und somit optimale Bedingungen für die Beobachtung des Sternenhimmels bietet.
In solchen Parks sind besonders wenige oder sogar fast gar keine künstlichen Lichtquellen in der Nähe vorhanden, die den Nachthimmel mit „Licht verschmutzen“. Eventuell werden in diesen Regionen auch Maßnahmen ergriffen, um die Lichtemissionen künstlicher Beleuchtung zu reduzieren oder zu kontrollieren, damit die Dunkelheit des Nachthimmels bewahrt bleibt. Aber meist sind diese Regionen einfach fernab von viel künstlichem Licht, wie eben auch der Bulbjerg. Dadurch können Besucher ein beeindruckendes Naturerlebnis genießen und klare Sicht auf Sterne, Galaxien und andere Himmelsobjekte erhalten, was in von Lichtverschmutzung geprägten Gebieten oft nicht möglich ist.
Die Bortle-Skala
Der Bulbjerg hat auf der Bortle-Skala die Klasse 2. Die Bortle-Skala, erfunden von John E. Bortle, ist ein Messgröße, das die Helligkeit des Nachthimmels an einem bestimmten Standort beschreibt. Bortle hat bei der Entwicklung seines Messsystems verschiedene Kriterien berücksichtigt. Unter anderem die Sichtbarkeit von Sternen, die Intensität des Himmelsglanzes und die An- oder Abwesenheit von Lichtverschmutzung durch künstliches, also menschengemachtes Licht. Die Skala reicht von 1 (dunkelster Himmel) bis 9 (stärkste Lichtverschmutzung).
Standorte mit niedrigen Bortle-Werten bieten optimale Bedingungen für die Beobachtung von Himmelsphänomenen und eignen sich daher besonders gut für Astronomieaktivitäten wie Sternenbeobachtung und Fotografie. Dark Sky Parks zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Regel Klasse 1 oder Klasse 2 haben, damit Besucher ein möglichst beeindruckendes Erlebnis unter einem klaren und dunklen Sternenhimmel genießen können.
Bortle-Wert | Beschreibung |
---|---|
1 | Der dunkelste Himmel, der auf der Erde beobachtet werden kann. Der Nachthimmel ist vollkommen schwarz und mit unzähligen Sternen übersät. Die Milchstraße erscheint als auffälliges Band mit sehr vielen Details und umfassend strukturiert. Schwache Himmelsobjekte wie Galaxien und Nebel sind leicht zu erkennen. |
2 | Sehr dunkler Himmel mit minimaler Lichtverschmutzung. Die Milchstraße ist deutlich sichtbar und immer noch sehr strukturiert zu sehen. Zahlreiche schwache Sterne sind am Himmel zu sehen. Die Himmelsobjekte sind klar definiert, und die Sternenbilder sind leicht zu erkennen. |
3 | Dunkler Himmel mit geringer Lichtverschmutzung. Die Milchstraße ist immer noch gut sichtbar, aber einige schwächere Sterne könnten durch leichte Lichtverschmutzung beeinträchtigt werden. Die meisten Himmelsobjekte sind erkennbar, aber weniger ausgeprägt als bei niedrigeren Bortle-Werten. |
4 | Mäßige Lichtverschmutzung, aber immer noch akzeptable Bedingungen für die Sternenbeobachtung. Die Milchstraße ist schwach sichtbar, und nur die hellsten Sterne sind deutlich zu erkennen. Schwache Himmelsobjekte sind schwerer auszumachen und erfordern Geduld und Konzentration. |
5 | Moderate Lichtverschmutzung, typisch für städtische und vorstädtische Gebiete. Die Milchstraße ist kaum noch sichtbar, und nur die hellsten Sterne sind am Himmel zu sehen. Die meisten Himmelsobjekte sind nicht mehr erkennbar, und der Nachthimmel wirkt diffus und überstrahlt. |
6 | Starke Lichtverschmutzung, vorherrschend in dicht besiedelten Gebieten und Vororten. Die Milchstraße und die meisten Sterne sind nicht mehr sichtbar, und nur die hellsten Himmelsobjekte können wahrgenommen werden. Der Himmel erscheint oft orange oder gelblich durch die Lichtemissionen von Straßenlampen und Gebäudebeleuchtung. |
7 | Sehr starke Lichtverschmutzung, charakteristisch für Großstädte. Der Himmel ist hell erleuchtet, und nur wenige sehr helle Sterne sind noch sichtbar. Die meisten Himmelsobjekte sind nicht mehr zu erkennen, und die Astronomiemöglichkeiten sind sehr stark eingeschränkt. |
8 | Extrem starke Lichtverschmutzung, die eine Beobachtung des Nachthimmels nahezu unmöglich macht. Der Himmel ist vollständig überstrahlt, und keine Sterne sind mehr zu sehen. Selbst die hellsten Himmelsobjekte sind nicht mehr wahrnehmbar, und der Nachthimmel erscheint als graue Decke aus Licht. |
9 | Die maximale Lichtverschmutzung, die durch künstliche Beleuchtung verursacht wird. Der Himmel ist hell erleuchtet, und keine Sterne oder Himmelsobjekte sind mehr sichtbar. Die Astronomie ist an einem solchen Ort praktisch unmöglich, und der Nachthimmel ist vollständig von menschlichem Licht dominiert. |
Diese Beschreibungen sollen Dir eine allgemeine Vorstellung davon vermitteln, wie sich die verschiedenen Bortle-Werte auf die Sichtbarkeit des Nachthimmels auswirken.
Was macht den Dark Sky Park Bulbjerg so besonders?
Im jahr 2023 wurde der Bulbjerg offiziell zum Dark Sky Park ernannt. Der Bulbjerg ist nicht nur der einzige Dark Sky Park in Dänemark, sondern auch einer der spektakulärsten Aussichtspunkte an der Nordseeküste. Mit seinen 47 Meter hohen, steilen Klippen bietet der Kalkfelsen, der in der Jammerbugt in die Nordsee ragt, auch tagsüber bereits eine tolle Aussicht.
Und wenn die Nacht hereinbricht und diese klar und wolkenlos ist und bei Neumond auch kein Mondlicht den Himmel erhellt, dann zeigt sich dort die ganze Pracht des Sternenhimmels. Ganz vorne auf dem Bulbjerg findest Du einen Bunker den die Nazis in jener unsäglichen Zeit als Teil ihres „Atlantikwalls“ gebaut haben. Auf dieser sehr ebenen und waagrechten Fläche kannst Du sehr gut dein Stativ und das Fotoequipment aufbauen.
Tipps für das perfekte Sternenfoto
Ok, dann wollen wir uns mal mit dem Fotografieren dieser nächtlichen Pracht beschäftigen. Denn mit der Kamera im Automatikmodus einfach „nach oben halten“ wird kaum zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Ein bisschen Vorbereitung und Ausrüstung sind nötig.
- Wähle die richtige Ausrüstung: Für beeindruckende Sternenaufnahmen benötigst du eine Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten und einem lichtstarken Objektiv. Ein Stativ ist ebenfalls unerlässlich, um Verwacklungen zu vermeiden. Beim Stativ gebe ich dir den Rat: Kauf etwas Vernünftiges und Solides. Im Internet wird leider viel Billigschrott aus Pressblech und Plastik angeboten. So ein Billigding hatte ich früher auch mal. Wackelig, nicht sehr stabil und nach kaum zwei Jahren waren die Klemmschrauben für die Stativbeine ausgeleiert, das ganze Ding war klapprig und dann einfach kaputt. Neben dem stabilen Stativ macht dir auch ein vernünftiger Stativkopf das Leben leichter. Ein soldier Kugelkopf oder ein „Getriebekopf“, so wie ich ihn verwende. An dem Getriebekopf, auch Getroebeneiger genannt, liebe ich, dass man ihn über die Schraubgriffe und eben das Namensgebende Getriebe in allen Achsen sehr präzise einstellen kann.
- Finde den perfekten Standort: Wenn Du nicht gerade am Bulbjerg bist, dann suche dir einen Ort mit wenig Lichtverschmutzung und einer freien Sicht auf den Himmel. Der Dark Sky Park Bulbjerg bietet ideale Bedingungen für sternenklare Nächte. Aber die „Lightpollutionmap“ (https://www.lightpollutionmap.info), also die Lichtverschmutzungskarte, hilft bei der Suche nach geeigneten Standorten und zeigt auch dern Bortle-Wert an.
- Experimentiere mit den Einstellungen: Stelle die Kamera auf manuelle Einstellungen und spiele dann mit den Einstellungen deiner Kamera, um das beste Ergebnis zu erzielen. Experimentiere mit verschiedenen Belichtungszeiten, ISO-Werten und Blendenöffnungen, um die Sterne möglichst klar und deutlich einzufangen. Ich stelle den ISO-Wert meist auf 3200 ein. Damit habe ich eine bereits sehr hohe Lichtempfindlichkeit, aber noch kein signifikantes Bildrauschen. Je höher der ISO-Wert, um so stärker wird das Bildrauschen, wobei heutige Digitalkameras da schon wirklich sehr gut sind. Die Blende solltest Du auf die kleinste Zahl und damit die Blende auf die größte Öffnung stellen, denn Du willst ja so viel Licht wie möglich einsammeln. Bei der Belichtungszeit solltest Du maximal 30 Sekunden, eher maximal 20 Sekunden belichten. Warum? Ganz einfach, die Erde dreht sich bekanntermaßen. Daher bewegen sich die Sterne und ab einer gewissen Belichtungszeit hast Du die Sterne nicht mehr als scharfen Punkt, sondern als Strich/Linie auf dem Bild.
- Geduld ist eine Tugend: Die beste Sternenaufnahme erfordert oft Geduld und Ausdauer. Nimm dir Zeit, um den perfekten Moment einzufangen, und sei bereit, auch einmal länger zu warten, bis die Bedingungen optimal sind.
Das schöne an modernen Digitalkameras ist, dass Du direkt vor Ort siehst, wie eine Aufnahme wird und jederzeit weitere Bilder mit angepassten Einstellungen machen kannst. Sehr spannend ist es auch, eine Zeitrafferaufnahme zu machen. Dabei wird eine ganze Serie vieler Aufnahmen gemacht und dann als kleine Videosequenz zusammen geschnitten. Auch das geht mit einer modernen Digitalkamera sehr einfach und das Ergebnis siehst Du im oben eingebetteten Video. Hier also die Vorgehensweise für eine solche Zeitrafferaufnahme.
- Rahme dein Motiv ein: Platziere die Kamera auf einem stabilen Stativ und richte sie auf den gewünschten Teil des Himmels aus. Achte darauf, dass keine störenden Objekte im Bild sind und dass der Horizont gerade ist. Die Belichtung stellst Du abermals von Hand ein. Mache ein paar Bilder, bis das Ergebnis wunschgemäß aussieht.
- Intervallaufnahme einstellen: Aktiviere dann den Intervall- oder Zeitraffermodus deiner Kamera und nimm die gewünschten Einstellungen vor. Also stelle die Intervallabstände zwischen den einzelnen Aufnahmen ein. Ich empfehle zwischen 5 und 10 Sekunden als Einstellung. Dann lege die Dauer der Aufnahme fest. Das sollte mindestens eine Stunde sein, sonst wird die Videosequenz doch arg kurz. Bei 10-Sekunden-Intervallen, einer Stunde Aufnahmedauer bekommst Du 360 einzelne Bilder. Bei einer Videobildrate von beispielsweise 30 Bildern pro Sekunde dauert dein fertiges Video dann 12 Sekunden. Du siehst also, wenn Du längere Videos haben willst, muss die Aufnahmedauer auch deutlich länger sein. Falls möglich, versorge deine Kamera mit einer Powerbank mit Strom. Das hält länger, als der Akku. Mit meiner Nikon Z30 schaffe ich mit dem kleinen Akku in der Kamera circa zweieinhalb Stunden.
- Starte die Aufnahme. Je nach gewünschter Länge der Zeitrafferaufnahme solltest du mehrere hundert bis tausend Einzelbilder aufnehmen. Achte darauf, dass die Kamera während der gesamten Aufnahmezeit stabil bleibt und nicht bewegt wird. Eine Kamera mit Intervallfunktion legt die Aufnahmen einzeln auf der Speicherkarte ab. Eine Kamera mit Zeitrafferfunktion, wie meine Nikon Z30, erstellt aus dieser Bilderserie selbständig ein Video und legt das auf der Speicherkarte ab.
- Bearbeite die Aufnahmen: Übertrage die aufgenommenen Bilder auf deinen Computer und verwende eine geeignete Software, um sie zu einem Zeitrafferfilm zusammenzufügen, wenn die Kamera das nicht selbst macht. Der Vorteil dieser manuellen Methode ist, Du kannst die Belichtung, den Kontrast und die Farbsättigung der Aufnahmen anpassen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
- Genieße dein Meisterwerk: Nachdem du den Zeitrafferfilm erstellt hast, kannst du ihn auf deinem Computer, Tablet oder Fernseher abspielen und das faszinierende Schauspiel des sich bewegenden Sternenhimmels genießen. Oder du lädst ihn zu Youtube, Instagram etc. hoch, um das Erlebnis mit der Welt zu teilen.
Tipp für Sternenfotos: Die Ferienhausgebiete in Dänemark
Sicher, der Bulbjerg bietet super Voraussetzungen für die Sternenfotografie. Aber ich habe zum Schluss noch einen Tipp für dich. Viele Ferienhausgebiete in Dänemark sind ebenfalls sehr gut für die Sternenfotografie geeignet. Warum? Oft liegen Ferienhausgebiete schon einsam in der weiten Natur, die nächste größere Stadt oder Siedlung ist weit genug weg. Vor allem aber gibt es in Ferienhausgebieten keinerlei Straßenlampen.
Wenn nachts in den Häusern das Licht aus ist, hauptsächlich in der Nebensaison, wenn nicht viel los und nicht viele Häuser gebucht sind, dann ist es eben gerade in den Ferienhausgebieten sehr dunkel. Ich habe schon in mehreren Ferienhausgebieten tolle Sternenfotos machen können. Hier in Ertebølle, wo ich diesen Beitrag schreibe, wird die Bortel-Klasse 3 ausgewiesen, was nur eine Stufe schlechter ist, als am Bulbjerg. Das nachfolgende Bild ist genau dort auf der Terrasse meines Ferienhauses entstanden.
Fazit: Ein unvergessliches Erlebnis unter dem Sternenhimmel
Der Dark Sky Park Bulbjerg ist nicht nur ein Paradies für Naturliebhaber, sondern auch ein echtes Eldorado für Sternenfotografen. Mit seiner typischen Küstenlandschaft und den optimalen Bedingungen für klare Nachthimmel bietet er die perfekte Kulisse für unvergessliche Sternenfotos. Aber auch in vielen Ferienhausgebieten in Dänemark kannst Du tolle Sternenfotos machen.
Also schnapp Dir deine Kamera, packe ein warmes Getränk ein und mach dich bereit für ein unvergessliches Abenteuer unter dem funkelnden Sternenhimmel Dänemarks!
Bis bald im Dark Sky Park Bulbjerg!
Letzte Aktualisierung am 2024-11-17 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API